Die Reise zum Kind

Van der Meer, Yvonne

Juli und Max wünschen sich ein Kind. Da sie selber keines bekommen können, entschließen sie sich für eine Auslandsadoption.Jedoch sind beide schon fast 40 und befürchten, dass sie für eine Adoption eines Säuglings nicht mehr in Frage kommen. Deshalb nehmen sie Kontakt zu einem Mann auf, der ihnen ein Kind in Lima vermittelt will.

Beide fahren schließlich nach Lima. Doch während Max weiter skeptisch bleibt und die angeblich schwangere Frau zu sehen wünscht, verdrängt Julia alle Tatsachen, die Zweifel hervorrufen könnten – die Nichterreichbarkeit des Vermittlers, weitere Zahlungsforderungen und das ständige Vertrösten auf später.

Die Arbeit ruft Max zurück nach Holland. Julia bleibt allein zurück und hofft weiter. Endlich, nach vielen Tagen des Wartens wird ihr eröffnet, dass das Kind geboren sei und sie es abholen kann. Was Julia in einer ärmliche Hütte vorfindet ist aber alles andere als der erhoffte Säugling. Vielmehr findet sie einen alten, zahnlosen und hilflosen Mann … Pablo.

Sie läuft weg, kehrt zurück und trotz ihres Entsetzens und Ekels nimmt sie ihn mit nach Hause. Dort konfrontiert sie nicht nur Max, sondern auch Freunde und die Familien mit der Aufnahme des „Kindes“, deren Tragweite ihr noch lange nicht bewusst ist und die Ehe erneut in einen Konflikt führt.

Erst langsam beginnen die drei Personen, sich aneinander zu gewöhnen, zu tolerieren und zu verstehen. Trotzdem, eine gewisse Fremdheit bleibt und wird in der Kürze der Zeit des Zusammenlebens auch nicht genommen. Ebenso bleibt das Unverständnis vor der eigenen Entscheidung und das der Freunde und Verwandten.

Als Pablo stirbt, wird er in der Spielzeugkiste, die Max für seinen erwarteten Sohn gebaut hat, beerdigt …

Dieses Buch ist – literarisch gesehen – sicher kein „Highlight“. Stilbrüche und eine teilweise sehr einfache Sprache schmälern an manchen Stellen das Lesevergnügen. Dass Julia am Ende doch noch (spontan) schwanger wird, will zu der Grundaussage dieses vielschichtigen Buches dann auch gar nicht recht passen.

Dennoch kann ich das Buch empfehlen, denn es greift Fragen und Ängste auf, die nur zu gerne verdrängt werden: Älterwerden, Trauer, Sinnhaftigkeit, Sterben und … tiefe Einsamkeit.

Die Frau in der Gesellschaft, Fischer-Verlag 1998, ISBN 3-596-13668-7