Umgang mit dem sozialen Umfeld

Sie wird kommen, immer wieder, ein Leben lang – die Frage: „Haben Sie Kinder?“

Jedes Kinderwunschpaar kennt und fürchtet sie und noch mehr die damit verbundenen „gut gemeinten“ Ratschläge. Die Antwort „nein“ macht verletzlich und nicht selten folgt peinliches Schweigen oder eine lapidare Mitleidsbekundung. Zurück bleiben Frauen und Männer mit dem Gefühl nicht dazuzugehören und aus bestimmten Lebensbereichen ausgeschlossen zu sein. Die Angst vor der nächsten Schwangerschaft der Freundin, Verwandten, Kollegin ist ständige Begleiterin.

Annäherung an ein gegenseitiges Verstehen

Auch junge Eltern müssen sich auf eine völlig neue Lebensphase einstellen, die ihren Alltag und ihre Rollen vollkommen verändern. Sie haben das Bedürfnis sich darüber mit anderen Eltern auszutauschen. Oftmals sind kinderlose Frauen und Männer aus dieser Lebensphase ausgegrenzt und treten den Rückzug an. Sie wollen mit ihrem Kummer keinesfalls die Freude der werdenden oder frisch gebackenen Mütter und Väter trüben. Aber es ist auch schmerzlich zu sehen, dass andere das bekommen, was einem selbst verwehrt bleibt. Kommt es nicht zu einem offen Gespräch über die unterschiedlichen Bedürfnisse, wird die Beziehung leiden, denn die innere Anspannung, auf beiden Seiten, verhindert einen spontanen Austauch, und die jungen Eltern werden sich überlegen, was sie über ihr Familienglück mitteilen.

Mit der Zeit wird sich der Bekanntenkreis von kinderlosen Frauen und Männern allmählich verändern, was eine heilsame Entwicklung ist. Sie werden feststellen, dass Sie sich von Menschen, die Ihr Schicksal teilen, besser verstanden fühlen und dass die Lebensstile mehr zueinander passen. Das heißt aber keinesfalls, dass Sie zu allen Freunden mit Kindern den Kontakt abbrechen sollten. Wichtig ist nur, sich nicht zum Opfer zu machen und aus Höflichkeit Beziehungen aufrechtzuerhalten.

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Tipps

  • Sie müssen sich keineswegs festlegen, ob Sie grundsätzlich offensiv mit Ihrer Unfruchtbarkeit umgehen oder die näheren Umstände geheim halten wollen. Es gibt keine Pauschallösung, die immer und überall Gültigkeit hat. Denken Sie darüber nach, wann Sie bereit sind, damit nach außen zu gehen. Einmal ausgesprochen, wird die Tatsache, dass Sie ohne Kinder leben ein Stück mehr Realität und Teil Ihres Lebens.
  • Verschließen Sie sich nicht jeglicher Hilfe und Unterstützung. Wägen Sie ab, wem Sie mehr darüber erzählen wollen, warum Sie keine eigene Familie haben. Bei welchen Menschen können Sie davon ausgehen, dass sie einfühlsam zuhören, Ihre Wehmut aushalten und Sie auffangen. Je weiter Sie in Ihrem Abschiedsprozess sind, desto leichter wird es Ihnen fallen, über Ihre ungewollte Kinderlosigkeit zu reden.
  • Es wäre schön und manche Sehnsucht würde gestillt, könnten nahestehende Menschen die eigene Befindlichkeit erahnen und genau so reagieren, wie man sich das wünscht. Aber dass die Trauer um das nicht geborene Kind genauso schmerzhaft sein kann wie der Verlust eines realen Menschen, können vermutlich nur Betroffene verstehen. Deshalb teilen Sie mit, was Ihnen gut tut. Das kann heute etwas anderes sein als morgen. Manchmal ist es wohltuend zu reden, ein andermal hilft es, in den Arm genommen zu werden oder nur am gewöhnlichen Tagesablauf teilzunehmen. Wenn Sie über Ihre Bedürfnisse sprechen und um Unterstützung bitten, ersparen Sie sich Enttäuschungen und ermöglichen Ihren Freunden und Angehörigen, das Richtige zu tun. Es ist manchmal schwer, Wünsche auszusprechen. Vielleicht hilft es Ihnen, sich zu vergegenwärtigen, dass viele unsicher sind, weil sie mit Unfruchtbarkeit und ihren Folgen noch nie konfrontiert wurden und nicht nachvollziehen können, wie es Ihnen mit Ihrem Abschied vom Wunschkind geht.
  • Setzen Sie sich damit auseinander, in welchem Lebenskontext das Thema angemessen ist. Wann reicht die knappe Aussage: „Ich habe keine Kinder,“ und wann sind Sie bereit, mehr preiszugeben.
  • Legen Sie sich eine oder mehrere Antworten zurecht, für den Fall, dass Sie in bestimmten Zusammenhängen oder mit einzelnen Menschen nicht darüber sprechen wollen, auch wenn Sie ausdrücklich danach gefragt werden. Es ist legitim zu sagen: „Über die näheren Umstände möchte ich nicht reden“ oder mit der Notlüge „Wir wollten keine Kinder,“ das Gespräch zu beenden.
  • Wappnen Sie sich auch gegen Aussagen, die ein Leben ohne Kinder verherrlichen, wie zum Beispiel: „Du hast es gut.“ Zwar steckt meistens der Versuch dahinter zu trösten, aber auch Neid kann mitschwingen. Mit der kurzen Antwort: „Ja das stimmt,“ nehmen Sie ihrem Gegenüber schnell den Wind aus den Segeln.
  • Entscheiden Sie sich selbstbewusst, ob Ihnen die Teilnahme an einer Taufe, einem Kindergeburtstag oder Familienfest gut tut. Es wird immer wieder Zeiten geben, in denen der Umgang mit Familien oder Schwangeren Wehmut hervorruft. Einfühlsame Freunde und Angehörige werden für Ihre Absage Verständnis haben.
  • Treffen Sie Absprachen mit Ihrem Partner, wie er Sie unterstützen kann, wenn Sie zum Beispiel auf einer Party oder bei einem Familienfest unangenehmen Fragen ausgesetzt sind. Suchen Sie sich auch andere Verbündete, die für Sie in die Bresche springen.
  • Meistens kommen die „dummen Sprüche“, die kinderlose Frauen und Männer über sich ergehen lassen müssen, in der Zeit, in der Gleichaltrige eine Familie gründen. Mit zunehmendem Alter werden die unschönen Bemerkungen weniger. Die Menschen in Ihrer Umgebung haben sich daran gewöhnt, dass Sie ohne Kinder leben. Es schadet dennoch nichts, sich ein oder zwei Antworten für taktlose Zeitgenossen zurechtzulegen. Sprechen Sie ruhig offen aus, wenn Sie empört oder gekränkt sind.