Ein Ratgeber für Frauen, die nie Mutter geworden sind
Die Autorin, selbst kinderlos, schildert im Vorwort ihres Buches ihre eigene Lebensgeschichte. Aufgewachsen in einer Mormonengemeinschaft in Utah dauerte die Auseinandersetzung mit der Gewißheit, keine Kinder bekommen zu können, mehrere Jahre. Erst spät lernte sie mit Hilfe einer Therapie einen Weg zur Überwindung der Lebenskrise. Mit demSatz “Mein Entschluß stand fest: Ich wollte nicht, daß meine Kinderlosigkeit mein Leben zerstört”, begann sie mit “starkem Willen” ihr Leben neu zu ordnen.
Dazu gehörte auch, daß sie in Tageszeitungen nach Betroffenen suchte und denjenigen, die sich meldeten, einen Fragebogen zuschickte. Dieser Fragebogen ist im Anhang des Buches abgedruckt. Die Auswertung der Fragebögen sowie die persönliche Lebenssituation der Autorin bilden die Grundlage des Buches. Das Buch ist gerichtet an die “Frauen, die sich mit der zweiten Wahl, nämlich keine Kinder bekommen zu haben, zufrieden geben müssen”.
Der Teil I, mit “Der Verlust” überschrieben, ist der Phase gewidmet, in der der Traum vom eigenen Kind der Realität der Kinderlosigkeit wich. In den Passagen “Wut”, “Scham” und “Verzweiflung” läßt die Autorin ihre Interviewpartner zu Wort kommen. Dabei gelingt es ihr, die unterschiedlichen Empfindungen wiederzugeben, die die Frauen bei der Bewältigung ihres Problems erlebten. Die Skala der Gefühle reicht von Enttäuschung bis tiefstem Schmerz. Nachdenklich stimmte mich, daß die Beschäftigung mit diesem Thema einen großen Zeitabschnitt im Leben jeder dieser Frauen einnimmt. Die Autorin schlüsselt den “Verlust” in vier Arten auf, wobei sie die Liebe (lebenslanges Mutter-Kind-Verhältnis) als den größten Verlust benennt.
Im Teil II werden die Gründe besprochen, warum Frauen kinderlos geblieben sind. Hier wird zu den vielfältigen Gründen jeweils eine Lebensgeschichte aufgeführt.
Im Hauptteil des Buches (Teil III) entwickelt die Autorin ein Selbsthilfeprogramm in zehn Schritten, mit dem betroffenen Frauen lernen sollen, ihre Situation zu meistern. Ob sich am Ende eine neue Lebensperspektive zeigt, hängt vom einzelnen Fall ab. Die einzelnen Schritte ähneln denen aus Lebenshilfebüchern über Lebenskrisen oder den bekannten Sterbephasen nach Kübler-Ross. Sie betont allerdings, daß damit nicht ausgesagt wird, daß man sich am Ende darüber freut, keine Kinder zu haben.
Zum Abschluß wird mit detaillierten Hinweisen die Gründung bzw. der Anschluß an eine Selbsthilfegruppe empfohlen. “Lassen Sie sich nicht entmutigen, geben Sie nicht auf!” Diesen Satz der Autorin gebe ich all den Frauen mit, die sich mit dem Heilungsprozeß aktiv auseinandersetzen.
Gertraud Plößl-Lücke
Knaur-Verlag, 1994, ISBN 3-426-84041-3,